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In der Liebe scheitern: Geht das überhaupt?

Es ist immer wieder die Rede davon, wenn die Wege zweier Menschen sich trennen, dass ihre Liebe dann "gescheitert" sei. Der eine oder andere Teil, oder vielleicht sogar beide, werfen sich oder dem anderen dann vor, dass sie es nicht hinbekommen haben. Dass sie "gescheitert" sind im Vorhaben, eine Liebe für immer am Leben zu halten. Aber muss es das oberste Ziel der Liebe sein, für immer, immer Bestand zu haben?


Wer scheitert, hat laut Duden ein ausgemachtes Ziel nicht erreicht. Wer scheitert, dem ist etwas misslungen oder missglückt. Der hat einfach nicht das geschafft, was er oder sie sich doch so fest vorgenommen hat. Aber geht das in der Liebe überhaupt? Kann man in der Liebe überhaupt wirklich scheitern? Scheitern im Sinne von, eine Jobzusage nicht bekommen haben oder scheitern im Sinne von ein Gericht aus dem Kochbuch nicht genauso hinbekommen haben wie geplant? Oder können wir vielleicht auch in diesen Dingen gar nicht "scheitern", so wie wir das häufig denken?


Ein Ende bedeutet immer auch einen neuen Anfang


Ich bin der Meinung, dass wir in der Liebe nicht scheitern können. Dass das Ende einer Liebe etwas ganz anderes ist, als "scheitern". Denn wenn sich die Wege zweier Menschen trennen, dann kann jeder eine neue Richtung einschlagen. Und das ist doch eigentlich eine gute Sache. Denn wenn zwei Menschen irgendwann merken, dass sie nicht mehr auf dem gleichen Pfad miteinander laufen wollen und sich dazu entscheiden, getrennte Wege zu gehen, ist das in erster Linie eine starke Erkenntnis. Und vor allem eines: extrem mutig. Denn viele Menschen merken und spüren zwar, dass die Liebe, die sie gerade leben, nicht mehr das richtige für sie ist, aber sie haben nicht den Mut, aus dieser Liebe auszusteigen. Zu groß ist die Angst vor dem "Danach". Dass danach nichts besseres mehr kommt. Sorge um das, was die Familie und die Freunde denken und oft ist das Fazit, dass ja "nicht alles schlecht" ist. Und sie bleiben und gehen einen Weg, der eigentlich nicht der ihre ist.


Wenn also eine von zwei Parteien, oder beide einvernehmlich entscheiden, dass sie nicht mehr länger zusammen sein möchten, dann hat einer oder eine – oder eben beide – eine Erkenntnis gehabt: Dass das Leben alleine oder mit jemand anderem lebenswerter oder erfüllender sein darf als zusammen. Und in einer Welt, in der uns immer suggeriert wird, dass wir unvollständige Hälften seien, die ihr Gegenstück suchen müssen, ist das eine ziemlich mutige Entscheidung. In einer Welt, in der (fast alles) auf Paar- oder Familiesein ausgelegt ist, ist alleine zu sein schon fast ein rebellischer Akt.


In keinem Fall soll das ein Plädoyer fürs Alleinsein sein. Denn zusammen zu sein ist eine wunderschöne Sache. Alleine sein aber eben auch. Nichts von beidem ist besser oder schlechter. Es muss nur jeweils zu einem selbst, den eigenen Lebensplänen und den eigenen Werten und Überzeugungen passen.





Das Ende ist eine Entscheidung, das was danach kommt auch

Aber wollen wir nochmal zurück gehen zu dem Glauben, dass man in der Liebe scheitern könnte und warum mich dieser Begriff so stört. Denn wenn wir über eine Liebe sagen, dass wir in ihr gescheitert sind, beinhaltet das, dass wir ja eigentlich gar nicht mit dieser Liebe aufhören wollten. So wie mit dem Job, den wir ja eigentlich unbedingt haben wollten, aber durch Einflussfaktoren von außen nicht bekommen haben. Oder mit dem Rezept, das nicht so geworden ist, wie erhofft. Es ist ja wirklich etwas schiefgegangen, wenn zum Beispiel der Blumenkohl verbrannt und dadurch ungenießbar ist. In der Liebe aber ist das anders. Ja, auch in der Liebe können Dinge schiefgehen, verhalten wir uns oft nicht so, wie wir das eigentlich wollten oder geplant haben, knutschen wir mit einem Arbeitskollegen oder fangen einen Streit aus dem Nichts an. Nichts davon muss aber die Beziehung zum sogenannten "Scheitern" bringen. Denn wenn wir aufhören mit dieser Liebe, dann steckt dahinter eine aktive Entscheidung. Dann steckt dahinter eine (reifliche) Überlegung, es einfach in Zukunft anders machen zu wollen. Es ist also nichts, das uns von außen passiert, sondern etwas das im Innen beschlossen wurde.


"Für immer" sind wir nur mit uns selbst Selbst wenn man der- oder diejenige ist, die verlassen wurde, ist man nicht "gescheitert". Dann hat es nichts damit zu tun, dass wir nicht liebenswert, attraktiv, locker, sexy, oder liebevoll genug gewesen wären. Dann waren wir, als die Person, die wir gerade sind, einfach nicht (mehr) die richtige für unser Gegenüber. Denn Menschen ändern sich. Menschen haben andere Bedürfnisse. Menschen haben andere Wünsche, Träume und vielleicht passen wir da einfach irgendwann nicht mehr rein. Das ist oft schmerzhaft aber auch in Ordnung.

Denn im Idealfall entwickeln wir uns ständig und immer weiter. Und wenn wir das zusammen mit unserem Partner machen, ist das magisch und wunderschön. Aber es ist eben kein Muss und schon gar nichts, das man planen kann. Wenn sich unser Gegenüber in eine andere Richtung als wir entwickelt, sollten wir diesen Prozess als das feiern, was er ist: Eine tolle Möglichkeit, dem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben und anders zu leben als bisher. Denn wenn wir neue Erkenntnisse über uns selbst und darüber, wie wir in Zukunft leben wollen gewinnen, dann sind wir doch in keinem Fall "gescheitert".

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